BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Naturschutzverbände gegen Braunkohlenplan Hambach

12. Juni 2024 | Braunkohle, Klima & Energie, Hambach

Braunkohlenausschuss will Umplanung beschließen.

Die "Manheimer Bucht" soll nach dem Willen von RWE noch zur Massengewinnung abgebaggert werden. [Foto: Dirk Jansen] Die "Manheimer Bucht" soll nach dem Willen von RWE noch zur Massengewinnung abgebaggert werden. [Foto: Dirk Jansen]

  • Klimawandelanpassung bleibt auf der Strecke
  • Kritik an Zerstörung der Manheimer Bucht
  • Restsee-Probleme bleiben ungelöst

Die NRW-Landesverbände des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) und des Naturschutzbund Deutschland (NABU) lehnen die am kommenden Freitag im Braunkohlenausschuss bei der Bezirksregierung Köln zur Abstimmung gestellte Änderung des Braunkohlenplans Hambach ab. Die sich mit dem vorzeitigen Ende der Kohlegewinnung im Tagebau Hambach ergebenden Chancen für eine zukunftsfeste Neuplanung des Tagebaus und dessen direktem Umfeld würden nicht genutzt. Zwar seien durchaus einige ökologische Planungselemente erkennbar, im Großen und Ganzen liege der Fokus aber überwiegend auf wirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten. Angesichts der großen Aufgabe, die Region fit für den Klimawandel zu machen, könne der Braunkohlenplanänderung deshalb nicht zugestimmt werden.

Jutta Schnütgen-Weber, Vertreterin der Naturschutzverbände im Braunkohlenausschuss: „Der vorgelegte Braunkohlenplan verfolgt in seinen textlichen und zeichnerischen Festlegungen die ökologischen Belange zur Zukunftssicherung weder ausreichend, noch eindeutig und schon gar nicht nachdrücklich. Vielmehr ist eine anachronistische Sicht auf die Raumnutzung leitendes Element der Planungen.“

Insbesondere kritisieren BUND, LNU und NABU die weiterhin vorgesehene Zerstörung des Natur- und Kulturraums im Bereich der so genannten Manheimer Bucht. Diese würde dem formulierten Ziel einer möglichst geringen Flächeninanspruchnahme zuwiderlaufen. Dies auch, weil die Forderung der Stadt Elsdorf nach einem „Hafenbalkon“ bzw. einer „Hafeninsel“ diesen Eingriff wegen der großen Mengen des dafür notwendigen Materials vergrößern würde.

Die Naturschutzverbände können ferner nicht erkennen, dass der Braunkohlenplan ausreichend Fläche für den Biotopverbund reserviert. So seien die auch von der Landesregierung angestrebte Waldvernetzung und der Ökosystemverbund nicht sicherzustellen. Nach dem Biotopverbundkonzept der Naturschutzverbände sollen 30 Prozent der Fläche im Rheinischen Revier für ein solches Netzwerk unterschiedlichster Lebensräume planerisch gesichert werden.

Für den Ökosystemverbund sind nach Ansicht von BUND, LNU und NABU auch die von der RWE Power AG geschaffenen Artenschutzflächen von großer Bedeutung. Sie müssten unbedingt erhalten bleiben. Stattdessen sieht der Braunkohlenplan allerdings deren teilweise Umwidmung als landwirtschaftliche Fläche vor. Das sei genehmigungsrechtlich aber unzulässig, da die umgesetzten Artenschutzmaßnahmen auf einem auch weiterhin rechtskräftigen Sonderbetriebsplan basierten. Die durch RWE erzielten „Ökopunkte“ dürften auch nicht für andere Eingriffe in Natur und Landschaft verrechnet werden.

Die geplanten Festlegungen zum Tagebausee Hambach sehen die Naturschützer*innen ebenfalls kritisch. So wurde bei den Umweltprüfungen die jahrzehntelange Befüllungsphase ausgespart und es mangele nach wie vor an klaren Qualitätsvorgaben für das eingeleitete Rheinwasser. Auch bezüglich der Schadstoffeinträge in den Grundwasserkörper durch das Rheinwasser und den Kippenabstrom blieben viele Fragen offen.

Insgesamt kommen die Naturschutzverbände zu einem ernüchternden Fazit: Das Ziel, nach Tagebauende dauerhaft ökologisch stabile Räume zur Anpassung an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels zu schaffen, werde mit diesem Braunkohlenplan verfehlt.

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